Mein Raum. Sabine.

24.06.2019

Sie sucht ihre Tanzschuhe in ihrer Wohnung.  "Schon so lange nicht mehr benutzt…"

Sie sucht bei ihren CDs.

Nach einigem Hin- und Herüberlegen nehme ich noch ihren CD-Player unter den Arm. In seiner Box.

Auf dem Weg zum Atelier unterhalten wir uns. Über Arbeit. Darüber, dass sie heute frei hat. Das soll aber kein Dauerzustand sein. Sich zu freuen, wenn man frei hat und nicht arbeiten muss, denkt sie laut weiter.

 

 

 

Ich brauche sehr viel Platz.

…wirklich, das Wort „Raum“…

                                               also „Platz“…

                                                               …mit Mauern.

Ich brauche eine freie Fläche

                                               Weite

                               zum atmen.

Raum zum atmen.

 

 

Kopfmäßig…

                               „Raum“:

Worte mit „Raum“…

                FREIRAUM

                               wo ich atmen kann.

 

 

Irgendwo hat er aber auch eine Grenze.

Begrenzung.

Die aber auch Schutz und Klarheit geben kann. Sicherheit.

 

FREIRAUM

                               beinhaltet Bewegung.

dass ICH MICH BEWEGEN kann.

Tanzend.               Mit Wänden.

Man hat keine Richtung mehr.

Und auch… Zeit für sich, 

                                                               um sich selbst zu entfalten.

 

 

Im Atelier während sie mit etwas beginnt:

„Es geht um die Geraden… das Fließen und das Starre. Damit bin ich gerade am arbeiten.“

Sie wählt Stoffe aus. Benutzt den Holztacker für die Wand. Sucht Tüll.

„Durchsichtig wäre gut. Eine Kontrastfarbe…?“ Sie guckt mich fragend an. „ Geht auch so. Lass mal.“ Lacht.

 

 

Frage: Wo hast du dich zuletzt inspiriert gefühlt?

Für Kreativität gibt es gerade nicht so viel Raum. Weil andere Sachen den RAUM beanspruchen.

Dann ist es jetzt eher die Natur.

Das ist alles ganz anders geworden, minimaler. Wie ein Screenshot.

Wie ein ganz kurzes Foto.

Und dann gehen die anderen Sachen wieder weiter.

Eine Sekundenwahrnehmung, von dem was mich fasziniert. Farben im Himmel. Wolkenformationen.

Das würde ich gerne mal wieder malen.

Ich lebe mehr in Bildern…

Faszination von Farben… Formen. Diese kurzen Momente: Ich gehe über eine Straße, ich sehe einen alten verknöcherten Baum… und schaue mir die Rinde an. 

Oder ein Lichtstrahl… und (sehe) was da alles so drin rumfliegt.

                               Und DAS festzuhalten…

 

Farben und Formen.

Die Begrenzung auch, weil ich mich sonst verliere. Aber vor allem

LICHT UND                             

WEITE.

 

Sprache war nie mein Medium. Gar nicht.

Und jetzt unterrichte ich Deutsch.

Das mit den Menschen aus verschiedenen Kulturen hat mich dann interessiert. Unterschiede der Sprache. Was bedeutet ein Wort…

Wie funktioniert Sprache überhaupt? Was hat Sprache für eine Struktur? Wie klingt sie?

Sich öffnen.

Sich auseinandersetzen.

 

 

Ich arbeite mal gerade mit dem Fließen…

…ob ich heute tanze oder nicht das weiß ich noch nicht… vielleicht mache ich auch nur ein Bild und stelle mich selber hinein.

 

 

Ein Spiel mit Farben und Kontrasten. Bewegung und Starre. Ich gucke mal wie ich jetzt in den Raum rein gehe.

 

Ich muss jetzt erstmal noch eine Musik raussuchen. Und dann schauen wir mal… .

Sie schaut sich um. Bemerkt, dass die CDs doch zuhause liegen geblieben sind. Und fließt weiter mit dem Gegebenen:

Ich versuche jetzt mal wie ich Teil hiervon werden kann. Farbe, Form und Stoffe… ich kriege wieder richtig Lust! Ich mache Bilder mit dem Material und schaue dann wie ich hinein passe.

 

 

 

 

 

(c) Fotos und Film: Rebecca Budde de Cancino